Die Bremsflüssigkeit hat in den letzten Jahren an die neuen Systeme und Techniken angepasst werden müssen. Die Aufgabe der Bremsflüssigkeit ist dennoch immer dieselbe: Die Bremsflüssigkeit muss einen Temperaturbereich von – 65 °C bis + 250 °C abdecken. Das bedeutet, dass bei sehr tiefen Minustemperaturen noch gebremst werden kann, aber auch nach langen Passfahrten oder auf dem Race track noch eine kontrollierte Verzögerung möglich sein soll. In diesem ganzen Temperaturbereich muss die Flüssigkeit gleichmässig Druck übertragen von der Pumpe (Hauptbremszylinder) zu den Radbremszylindern und bei Fahrzeugen ab den späten 60er Jahren auf die Bremszangen.
Herkömmliche Bremsflüssigkeiten bestehen aus Polyglykolverbindungen. Gegenüber Motorenöl bestehen grosse Unterschiede. Da die Bremsen um ein mehrfaches heisser werden als der Motor, muss die Bremsflüssigkeit besonders gegen Dampfblasenbildung geschützt sein. Leider ist die Bremsflüssigkeit hygroskopisch, das heisst, sie nimmt Wasser aus der Luft auf. Übersteigt der Wasseranteil die 3 %-Marke, so werden bei starker Erhitzung Dampfblasen den Siedepunkt erheblich vermindern. Das Bremspedal wird dann «weich» und kann bei extremer Belastung auch ganz durchfallen. Der Siedepunkt des Wassers liegt auf Meereshöhe bei 100 °C und der Siedepunkt der Bremsflüssigkeit bei 230 bis 260 °C.
Um vor einem Bremsversagen verschont zu bleiben sind einige wichtige Punkte zu beachten: Die Bremsflüssigkeit kann geprüft werden, wobei der Wasseranteil gemessen wird. Idealerweise sollte die Flüssigkeit alle 2 Jahre gewechselt werden. Das in der Bremsflüssigkeit gelöste Wasser fördert innerhalb des Bremssystems die Korrosion, ganz besonders zwischen Bremskolben und Bremszylinder.
Ebenso wichtig sind regelmässige Kontrollen der Bremsschläuche und Bremsleitungen. Aeussere Korrosion, Marderbisse oder Beschädigungen im Radbereich und alte Gummiteile innerhalb und ausserhalb der Zylinder können Ursache für ungenügende oder unterschiedliche Bremswirkung sein.
Auch eine Zweikreis-Bremsanlage ist keine Garantie für Ihre Sicherheit. Unfachmännische oder fehlende Wartung führen zu einem erheblich verlängerten Bremsweg. Wenn Sie Bremsflüssigkeit nachfüllen müssen zeigt das immer an, dass entweder die Bremsbeläge abgenutzt sind oder eine kleines Leck zum Verlust der Bremsflüssigkeit führt.
Bremsflüssigkeit ist nicht gleich Bremsflüssigkeit. Bremsflüssigkeit der Standardqualitäten DOT 3, DOT 4 und DOT 5 können grundsätzlich gemischt werden. Dies ist jedoch nicht zu empfehlen. Bei Mischungen nimmt die Flüssigkeit immer die Qualität und Belastungsgrenzen der schlechtesten Komponente an. Gute Bremsflüssigkeit nachfüllen macht die schlechte nicht besser!
Verschiedene Fahrzeugmarken, darunter Citroën, Rolls-Royce, Bentley und Maserati SM verwenden spezielle Hydraulikflüssigkeiten, nicht DOT 3, DOT 4 oder DOT 5. Werden dennoch Standard-Bremsflüssigkeiten eingefüllt, so kann das Bremssystem schon nach wenigen Tagen zerstört werden. Weiterhin gibt es spezielle Bremsflüssigkeiten für Rennfahrzeuge auf der Rundstrecke mit höherem Siedepunkt. Auch hier gilt: Den Fachmann fragen bevor es auf die Rundstrecke geht. Sonst droht ein frühes Fading der Bremse, ein Überlauf der kochenden Bremsflüssigkeit und je nach Strecke ein Besuch im Kiesbett oder schlimmer.
Achtung: Bremsflüssigkeit ist giftig und reizt Haut und Augen. Deshalb sind im Umgang mit Bremsflüssigkeit Handschuhe und Schutzbrillen zu tragen. Tropfen von Bremsflüssigkeit auf Lack-, Gummi- und Kunststoffteilen hinterlassen Flecken oder lösen im schlimmsten Falle die Lackierung auf.
Regelmässige, fachmännische Wartung der Bremskomponenten ist lebenswichtig. Ohne Benzin steht das Fahrzeug still. Aber ohne Bremsen wird es deutlich ungemütlicher.

Wassergehalt messen

Bremsflüssigkeit mit zuviel Wasseranteil

Bremsflüssigkeitsstand ok