Die feinen Unterschiede zwischen Reparatur – Instandsetzung – Restauration – und Nachbau.
Der Ausdruck Restauration stammt ursprünglich natürlich von der Oldtimerrestauration. Schon vor der Jahrhundertwende wurden Gebäude (Kirchen, Paläste, Burgen,etc.) und Gemälde restauriert. Schon damals war aber der Hintergrund gleich: Man wollte ein erhaltenswertes Gebäude / Gemälde in seiner ursprünglichen Form erhalten. Die Einzigartigkeit konservieren und es weiterbenutzen. Muss man einen Oldtimer in jedem Fall restaurieren? Nein! Auch wenn ein Oldtimer absolut fachmännisch und originalgetreu restauriert wurde, ist nach wie vor ein Fahrzeug desselben Typs, das wenig gefahren wurde und in sehr gepflegtem Originalzustand ist in der Wertigkeit höher einzustufen. Man sucht also generell nach einem Oldtimer, der möglichst noch unberührt ist. Da solche Exemplare jedoch häufig nicht mehr auffindbar sind, muss zur Erhaltung und weiteren Nutzung eben doch restauriert werden. Beim Oldtimer gibt es mehrere Stufen der Restauration:
1. Reparatur
Sieht man einmal von normalen, wie auch bei Neufahrzeugen üblichen Reparaturen ab (zum Beispiel Austauschen einer defekten Scheibe, Batterie oder eines defekten Schlossmechanismus), wird man bald erkennen, dass man beim Oldtimer oft mehr als reparieren muss: Wenn zum Beispiel ein Anlasser, eine Lichtmaschine, oder ein Getriebe defekt ist, kann man das in den meisten Fällen nicht wie bei Neufahrzeugen austauschen. Mangels Verfügbarkeit ist man oft gezwungen, diese Instand zu setzen, komplett zu zerlegen, zu reinigen und einzelne Teile nachzufertigen. Dann werden zum Beispiel Zahnräder „aus dem Vollen“ gedreht.
2. Instandsetzung
Instandsetzen bedeutet das Reparieren von einzelnen Komponenten. Wenn zum Beispiel an einem Oldtimer an einer oder zwei Stellen Rostblasen oder schon Rost sichtbar ist wird man in der Regel nicht die gesamte Karosserie restaurieren, sondern partiell Instandsetzen. Wie das geht und warum man sich vor allzuviel Spachtelmasse hüten soll beschreiben wir im nächsten Newsletter.
3. Restauration
Restaurieren bedeutet das Instandsetzen von ganzen Baugruppen des Fahrzeugs, wie Karosserie, Motor, Getriebe, Fahrwerk, Elektrik, Interieur, Verdeck , etc. Bei den meisten Fahrzeugen kann man eine Komplettrestauration in mehreren Schritten durchführen. Man kann oft die Karosserie separat von den technischen Aggregaten restaurieren, dann vielleicht mit seinem Oldtimer ein, zwei Jahre fahren um dann den Motor und das Getriebe in Angriff zu nehmen. Auch den Kabelbaum kann man separat erneuern. Generell sollte man sich bei der Restauration bewusst sein, das sehr schnell der Marktwert des Fahrzeugs überschritten wird. Dies spielt dann kein Rolle, wenn mit dem Fahrzeug schöne Erinnerungen verbunden sind. Ebenso sind Komplettrestaurationen sinnvoll, wenn man ein perfektes nutzbares Zeitdokument besitzen und es nicht gewinnbringend verkaufen möchte. Bei der Restauration soll immer auf Originalität geachtet werden. Es ist sicher kein Muss, dass die Wagenfarbe auch die der Erstauslieferung ist. Aber es sollte schon eine Farbe sein, die bei dieser Bauserie vom Werk angeboten wurde. Das gleiche gilt für den Innenraum. Darüber hinaus ist der Wiederverkaufswert von am Original restaurierten Fahrzeugen stets höher als bei nicht-originalen Umrüstungen. Sicher gibt es technisch oft Überlegungen, ob man sich mit Gewalt an den damaligen Stand der Technik halten muss (Einkreisbremssystem, keine Servolenkung, keine Sicherheitsgurte, keine Klimaanlage, schwer schaltbares Getriebe, etc.). Diese Themen sollte man fahrzeugspezifisch abhandeln – es gehört einfach etwas Gefühl dazu. Wir beraten Sie gerne. Ausnahmen macht man bei der Originalität heute im Sicherheitsbereich. Nachrüstungen von Sicherheitsgurten vorne und hinten, Umrüstungen von festen auf Automatikgurte, Kopfstützen, Halogenleuchten bei den Fahrscheinwerfern, demnächst in manchen Ländern das Tagfahrlicht werden auch in Fachkreisen positiv gesehen oder zumindest geduldet. Ein Dorn im Auge richtiger Oldtimerfans sind jedoch Motoren, die aus der Neuzeit stammen und einfach in einen Oldtimer implantiert werden. So oft geschehen bei Jaguar MK II oder Mercedes Benz 190 SL, Pagoden oder bei der 113er Reihe. Ich bin der Meinung, wenn die Motorleistung nicht ausreicht, die Klimaanlage zu schwach ist oder das Automatikgetriebe nicht sanft genug schaltet, sollte man sich lieber gleich einen Mercedes-Benz CLK zulegen. Andererseits – was ist schöner, als im Engadin mit einem passenden Originalfahrzeug in den Sonnenuntergang des Malojapasses zu fahren? Schliesslich ist auch das Engadin stets original.